Weidehaltung für mehr Biodiversität
Tierwohl, Arten- und Klimaschutz stehen bei der Upländer Bauernmolkerei an höchster Stelle. Unsere Kühe erhalten, wann immer möglich, Auslauf im Freien auf der Weide. Bei uns gibt es bei den Tieren ganzjährig keine Anbindehaltung. Da das Thema Tierwohl für uns eine ganz besondere Bedeutung hat, setzen wir seit Anfang 2020 ein umfangreiches Beurteilungssystem, den sogenannten Tiergerechtheitsindex (kurz: TGI) ein. Weidehaltung erhöht den Omega-3-Gehalt der Milch.
Die Weidehaltung trägt zur Biodiversität bei. Das vielfältige Grünland bietet eine große Bandbreite an Lebensräumen für Insekten, Vögel und viele weitere Tier- und Pflanzenarten. Auf der Wiese grasen steht nicht nur für artgerechte Tierhaltung, sondern auch für Klimaschutz und Erhalt der Artenvielfalt, denn Weiden sind wichtige Biodiversitätshotspots. Obwohl Grünland nur 20 % der Landflächen in Deutschland ausmacht, leben dort 50 % der Tier- und Pflanzenarten.
Auch zum Klimaschutz kann die Weidehaltung einen Beitrag leisten. Die Weidehaltung regt das Graswachstum und die Wurzelbildung an - dies fördert den Humusaufbau und stärkt dadurch die CO₂-Bindung im Boden.
Warum sind Weiden so
wichtig für die Vögel?
Grünlandstandorte gehören laut Umweltbundesamt mit 52 Prozent des Artenbestandes zu den artenreichsten Biotopen in ganz Mitteleuropa. Die beweideten Flächen halten die Landschaft offen und verhindern ein Verbuschen.
Weiden sind perfekte Lebensräume für Insekten und Vögel. Da nicht gemäht wird, können die Kräuter dort blühen und verwandeln sich zu einem abwechslungsreichen Buffet für Insekten. Die Vögel finden dort Rückzugsräume und können nisten. Die Weidetiere erweitern das Nahrungsangebot für die vielen Vogelarten: in den verrotteten Kuhfladen der Kühe leben bis zu 100 verschiedene Insektenarten. Durch Abstrahlen der Wärme von Kühen halten sich zudem sehr viele Fliegen rund um die Kühe auf und bereichern die Speisekarte der Vögel.
Doch diese grünen Biotope für Wiesenvögel wie Wiesenweihe, Kiebitze, Feldlerche, Stieglitze oder Braunkehlchen und Co. sind bedroht. Seit 1980 sind laut Naturschutzbund mehr als zehn Millionen Brutpaare jener Vogelarten verschwunden, die bevorzugt auf diesen Flächen leben. Inzwischen fehlt jeder dritte Agrarvogel, den unsere Großeltern noch regelmäßig erblickt haben. Im ungebremsten Sturzflug befinden sich insbesondere die Vogelarten, die ihren Nachwuchs mit Insekten füttern.
Was tun unsere Bio-Landwirte für die Vogelvielfalt?
Bioland-Bäuerinnen und -Bauern tragen dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten. Die ökologische Landwirtschaft bietet sehr gute Möglichkeiten, das Ökosystem vielfältiger zu gestalten und zu schützen. Der Bioland-Verband fördert die biologische Vielfalt mit einer verbindlichen Richtlinie.
Biolandwirt Sven Lorenz erklärt: „Wir haben in der Region relativ viele Hecken und Feldgehölze auf unseren Flächen und lassen das Gras an Ackerrändern stehen, um „grüne Brücken“ in der Landschaft zu bilden. Wir pflegen unsere Hecken und lassen auf den bewirtschafteten Naturschutzflächen Altgrasstreifen stehen, damit Vögel und Insekten Rückzugs- und Nahrungsräume finden. Im Naturschutz arbeiten wir gezielt mit dem Nationalparkamt Kellerwald-Edersee sowie unserem Anbauverband Bioland zusammen. Bioland hat als erster Bioverband eine Biodiversitäts-Richtlinie mit einem Punktesystem umgesetzt. Unser Betrieb hat die Vorgaben mit 102 Punkten auf Anhieb erfüllt.“
Weitere Infos unter www.bioland.de.
Das vollständige Interview mit unserem Landwirt Sven Lorenz sowie ein Interview mit Ornithologe Michael Wimbauer, Naturschutzbund Hessen, über die Bedeutung der Weiden für die Vögel finden Sie in der Ausgabe 56 unseres Molkereimagazins.
Welche Vögel brauchen
die Weide als Lebensraum?
Wiesenclown mit brauner Kehle
Offene Graslandschaften sind das bevorzugte Revier für das Braunkehlchen. Der kleine Singvogel flatterte bei der Wahl zum Vogel des Jahres im Jahr 2023 auf den ersten Platz. Der 12 bis 14 Zentimeter große Wiesenbrüter lässt sich im Gelände gut an seiner Augenbinde, dem sogenannten Überaugenstreif, erkennen. Dieses Markenzeichen hat ihm den Spitznamen „Wiesenclown“ beschert.
Die Lebensräume des Braunkehlchens reichen von artenreichen Wiesen über trockene Magerrasen bis zu moorigen Gebieten. Häufig sitzt der zierliche Vogel auf einem Zaunpfahl, einer hohen Staude oder einer Distel oder einem Schilfhalm und startet von hier aus seine Jagdflüge. Auf blütenreichen Wiesen und Brachen hält es Ausschau, um in Bodennestern zu brüten. Wenn der Langstreckenflieger im April aus seinem Winterquartier in Afrika nach Deutschland zurückkehrt, hat er mehr als 5.000 Kilometer zurückgelegt.
Seine benötigten Lebensgrundlagen findet das Braunkehlchen bei uns allerdings immer seltener, da viele ehemals extensiv bewirtschafteten Wiesen zu Ackerland umgewandelt wurden. Durch den Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft verliert der kleine Wiesenbrüter zunehmend seine Nahrungsgrundlage, denn Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen verschwinden.
Das hat gravierende Folgen: Inzwischen brüten in vielen Gebieten keine Braunkehlchen mehr. Allein zwischen 1980 und 2016 sank der Bestand in Deutschland um 57 Prozent. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020 gilt der Vogel des Jahres 2023 als stark gefährdet. Regional ist die Vogelart vom Aussterben bedroht.
Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es hierzulande noch rund 20 000 Brutpaare, die meisten davon sind in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. In Hessen leben heute nur noch 350 Brutpaare des kleinen Wiesenvogels. Sie sind hauptsächlich in den Landkreisen Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Vogelsberg zu finden. Die meisten Braunkehlchen brüten mit 230 Revieren im Lahn-Dill-Bergland, in Marburg-Biedenkopf sind es 30. Die Vogelsberger Braunkehlchen ziehen ihre Jungen größtenteils in Schutzgebieten der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe groß. Weitere Brutgebiete sind zudem die Stiftungsflächen in der Ederaue bei Rennertehausen und im Ohmbecken.
Quelle: NABU Hessen
Rotmilan – Lufthoheit über Mitteleuropa
Rotmilane gibt es nur in Europa. Sie leben von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland bis Südschweden. Insgesamt existieren noch etwa 19.000 bis 25.000 Brutpaare. Über die Hälfte davon brütet im Sommer in Deutschland. „Für keine andere Vogelart tragen wir daher eine so große Verantwortung für den Erhalt“, sagt der Deutsche Naturschutzbund. In Hessen leben insgesamt rund 1.200 Paare, dabei finden sich insbesondere im Vogelsberg und Nordhessen hohe Bestandsdichten. Für ihre Familienplanung bevorzugen die Rotmilane grünlandreiche Höhenlagen. Optimale Bedingungen für den Nachwuchs haben sie daher unter anderem im Kellerwald, dem Rothaargebirge sowie dem Upland gefunden. Dort liegt der Grünlandanteil mit rund 20 Prozent etwa doppelt so hoch wie in den Talbereichen.
Um sich wohlzufühlen, braucht der Rotmilan vor allem Vielfalt. Ein Wechsel aus beweideten Flächen, extensiv bewirtschafteten und gemähten Wiesen erweist sich dabei als optimaler Lebensraum. Seinen Nachwuchs zieht er in hohen Bäumen am Waldrand groß. Bei der Jagd auf Beute gleitet er dann von dort aus stundenlang über die offene Flur. Auf seiner Speisekarte stehen neben Aas und Mäusen auch kleinere Vögel, die er in den Hecken zwischen den Feldern findet.
Eine solche abwechslungsreiche Struktur findet der Rotmilan bislang noch in den mitteleuropäischen Kulturlandschaften vor. Doch die Voraussetzungen in den angestammten Heimatregionen werden immer schlechter. Entweder findet sich ein guter Standort für einen Horst oder das Nahrungsangebot in den umliegenden Feldern ist günstig – beides in räumlicher Nähe zu finden, ist schwer geworden. Während der Brutphase haben Rotmilane einen Aktionsradius von kaum mehr als drei Kilometern.
Weitere Informationen unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2000-rotmilan/.
Quelle: NABU Hessen
Feldlerche – auf dem Rückzug
Intensive Agrarlandschaften lassen Feldlerchen keinen Platz. In Deutschland gilt sie als gefährdet, nachdem die Bestände in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunken sind. Nach einer aktuellen europäischen Studie sind seit 1980 insgesamt rund 600 Millionen Brutvögel – vor allem Sperlinge, Finken und Lerchen - verloren gegangen. Damit ist jeder sechste Vogel von der Bildfläche verschwunden.
Um auf die Gefährdung der Lerchen aufmerksam zu machen, wurde sie bereits zweimal zum Vogel des Jahres gewählt. Ursprünglich bewohnte die Feldlerche alle natürlich baumfreien Lebensräume. Auf Heiden, Wiesen, Weiden und Äckern hat sich die Vogelart stark ausgebreitet. Neben einem guten Nahrungsangebot braucht die Feldlerche freie Sicht, um mögliche Feinde zu erspähen. Deshalb bevorzugt sie ebene Landschaften oder flache und sanft geschwungene Hügel. Ihr idealer Lebensraum ist ein Mosaik aus verschiedenen Landnutzungen und Ackerfrüchten. Nur so kann der kleine Feldvogel zu verschiedenen Zeiten in der Brutsaison ausreichend Flächen mit geeigneter Vegetationsstruktur finden.
Sie hält sich am liebsten dort auf, wo Pflanzen eine Vegetationshöhe von 20 bis maximal 50 Zentimetern erreichen und nicht zu dicht stehen. So können die Vögel ungestört ihre Bodennester bauen, sich verstecken und zwischen den Gräsern und Wildkräutern Nahrung suchen.
Weitere Informationen unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/feldlerche/aktiv/25190.html und https://www.nabu.de/news/2021/november/30754.html.
Quelle: NABU Hessen
Rauchschwalbe - Lebensraum für Flugakrobaten
Rauchschwalben kommen in ganz Europa vor, Ausnahme sind Island und der Norden Norwegens. Als Lebensraum ziehen sie ländliche Gebiete und offene Kulturlandschaften mit Bauernhöfen, Wiesen und Teichen und kleine Seen, wo sie Brutplätze und Nahrung finden, vor. Besonders gut geeignet sind Viehweiden, denn hier gibt es viele Fliegen und sie stehen meist in direkter Nähe zu den Höfen mit den Nistplätzen.
Rauchschwalben sind Gebäudebrüter. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe brütet die Rauchschwalbe in offenen Gebäuden wie Scheunen und Ställen und nicht an den Gebäuden. Daher kommt auch ihre Name: In früheren Zeiten flogen die Vögel in die Gebäude, über die Öffnungen, aus denen der Rauch kam. Ihre halbkugeligen Lehmnester besiedeln sie jedes Jahr aufs Neue. Die Weibchen legen zwei- bis dreimal im Jahr vier bis fünf weiße, braunrot gefleckte Eier. Beide Eltern füttern ihre Jungen etwa drei Wochen lang.
Fliegen die Schwalben tief, steht Regenwetter an. Denn Schwalben fliegen ihrem Futter hinterher. Bei Tiefdruckwetterlage verziehen sich die fliegenden Insekten näher an den Boden. Ihre Beute fangen diese Vögel im Flug. Auf ihrem Speiseplan stehen hauptsächlich fliegende Insekten wie Fliegen, Mücken, aber auch Spinnen. Im Flug hört man sie mit schnellen und lauten witt witt-Rufen am häufigsten.
Quelle: https://www.bund-bawue.de/tiere-pflanzen/artenschutz/heimische-arten-entdecken/rauchschwalben